Occasionally I am asked to contribute a piece of comics-themed writing, usually in German.

For those able to overcome the language barrier, I have added two examples below, a profile and an opinion piece.

Or you can head on over to the Goethe Institute's website and read “about:blank”, a blog about my experiences as writer-in-residence in Reykjavík, Iceland (Page 1, Page 2).

ALTE MEISTER IN NEUEN SCHLÄUCHEN
[Opinion piece on Nicolas Mahlers comics adaptation of Thomas Bernhard's drama “Old Masters: A comedy” for the Kyoto Manga Museum]
Als 2012 Mahlers Adaption der „Alten Meister“ als erster Comic des traditionellen Suhrkamp-Verlages angekündigt wurde, war ich sehr gespannt. Immer wieder hatte Mahler in seinen Comicbänden mit beißendem Humor die Absurditäten verhandelt, die sich aus der typisch deutschen Unterscheidung von „Hochkunst“ und vermeintlich „trivialer“ Kunst wie seinen Comics ergeben: auf Ämtern, auf Buchmessen, auf Literaturfestivals.    
Nun war er also selbst in der Höhle des Löwen gelandet, Suhrkamp –  Hort so vieler deutschsprachiger Alter Meister und damals die letzte Trutzburg des „High“, der letzte große Verlag ohne Comic im Programm.  
Ein geschickter Schachzug von Suhrkamp, ausgerechnet mit „Alte Meister“ zu beginnen, in denen die Hauptfigur Reger unentwegt gegen die Macht der Tradition anpoltert und die musealisierte, gerahmte Hochkunst verspottet. Wo Bernhards „Alte Meister“ den tradierten Kunstkanon hinterfragten, sollten Mahlers „Alte Meister“ dasselbe mit dem Medienkanon und dem vermeintlichen Gefälle zwischen Literatur und Comic vollbringen.
Die Veröffentlichung war ein Ereignis, Mahlers Adaption eines der meistbesprochensten Bücher der Verlagsgeschichte: „Bernhard als Comic – kann man das? Darf man das?“ Mahler durfte, denn er hatte ein wahres Feuerwerk an visuellen Einfällen abgeliefert. Ein Genuss zu lesen, wie er die Elemente Bild, Text, Rahmen klug, poetisch, witzig durchdekliniert.  
Bernhard wird er dabei letzlich nur bedingt gerecht. Irgendwie verhindern die in sich abgeschlossenen, seitengroßen Tableaus mit ihrer enzyklopädisch anmutenden Vielfalt an Darstellungsideen den typisch Bernhardschen Sog, der nur in der Geschwindigkeit entstehen kann. Mahlers elegante Rhythmuswechsel stören Bernhards manische Monotonie, und der gekürzte, neu verfugte Text opfert die Fuge, die Musikalität der vielen immer gleichen Phrasen. Auch Bernhards politische Schärfe geht in der eher gängigen, biografischen Lesart mit comicreflexiven Verweisen (Fragment, Karikatur) verloren.  
Womöglich aber zielt diese Kritik ins Leere. Vielleicht war es nie Mahlers Anliegen, mit den Mitteln des Comics Bernhard werkgetreu zu illustrieren, sondern vielmehr mit den Mitteln von Bernhards Stoff und dessen grantelnder Umwertung von Meisterschaft die Potenz der Comics zu illustrieren. „High“ als Steigbügelhalter des „Low“, um einem nicht comicaffinen Publikum den Blick für eine Neubewertung des Mediums zu weiten.
Diese Mission wäre erfüllt: „Alte Meister“ wurde ein Bestseller und Kritikerliebling, was Suhrkamp ermutigte, viele weitere Comics zu veröffentlichen – wenn auch bisher ausschließlich in den sicheren, goldgelb getuschten Rahmen ihres umfangreichen Backlistmuseums: lauter Adaptionen Alter Meister.

PAPPKAMERADEN
[Profile of the German comic artist Thomas Gilke (and his short adaptation of Kristof Magnússons comedy play „Männerhort“) for the literary magazine Edit]
In seiner Arbeit „Männerhort“ adaptiert der Berliner Comiczeichner und Grafiker Thomas Gilke eine Szene des gleichnamigen Theaterstückes von Kristof Magnússon aus dem Jahre 2002.  
Beide Künstler sind in ihrem Medium derzeit außerordentlich erfolgreich: Während Magnússon sich gerade mit seinem viel beachteten Debutroman „Zuhause“ auf ausgedehnter Lesetour befindet, erhielt Gilke unlängst den renommierten ICOM Independent Comic Preis 2005 in der Kategorie „Bestes Szenario“. Ausgezeichnet wurde er für seinen in EDIT 34 abgedruckten Comic „IMPORT/EXPORT“, der in hoch abstrahierter, wortloser Piktogramm-Ästhetik und mit rabenschwarzem Humor verschiedenste Motive der Pulp-Literatur durchdekliniert. Von der Liebesschmonzette über Kriegsgeschichten bis hin zur Invasion der Außerirdischen ist alles enthalten, und in seiner Abfolge sogar vom Leser steuerbar. Denn „IMPORT/EXPORT“ folgt einer komplexen, nichtlinearen Erzählstruktur, die oft mehrere Leserichtungen erlaubt. So taumeln die Protagonisten durch den widersprüchlichsten, aberwitzigsten Genre-Mix und unterminieren dabei die unzweideutige Funktionalität der Verkehrs- und Hinweisschilder, denen sie entlaufen zu sein scheinen.
Auch Magnússons „Männerhort“ liest sich als ein pointenreiches Sammelsurium der Klischees, und vielleicht war es ja diese gemeinsame Schnittmenge, die Gilke auf das Stück aufmerksam werden ließ. In der Handlung treffen sich Helmut, Mario, Lars und Eroll  jeden Samstag auf der Flucht vor der Einkaufswut ihrer Frauen im Keller eines Einkaufszentrums. Hier wird gemeinsam Bundesliga geschaut, Bier getrunken und über die ewig unverständlichen, konsumsüchtigen Frauen lamentiert.  
Für seine Comic-Adaption des Stoffes hat Thomas Gilke einen visuellen Ansatz gewählt, der sich von seinen früheren Arbeiten wie beispielsweise „IMPORT/EXPORT“ stark unterscheidet. Und tatsächlich ist es erklärtermaßen kein einheitlicher Stil, den er verfolgt, sondern vielmehr ein jedes Mal neu überdachtes Eingehen formeller Entscheidungen auf den Inhalt des jeweiligen Projektes.  
Im Falle der „Männerhort“-Adaption scheint die Spannung zwischen dem Stücktext, der auf das dreidimensionale, zeitbasierte Medium Theater hin konzipiert wurde, und den zweidimensionalen, raumgebundenen Möglichkeiten des Mediums Comic im Mittelpunkt zu stehen. Vor einer von Gilke aufgebauten, realen Theaterkulisse agieren die Figuren als ausgeschnittene, papierne Fremdkörper. Auf den Fotografien dieser Szenerie, aus denen sich der Comic schlussendlich zusammensetzt, werden sie dabei selbst zu Kulissen im Bühnenbild. Hier wird keine räumliche Illusion behauptet und keine Psychologie simuliert, vielmehr thematisieren Gilkes Pappkameraden ihren eigenen Entstehungsprozess. Ähnlich wie bei der italienischen Zeichentrickserie „La Linea“ greift der Künstler im ersten Panel noch selbst in das Geschehen ein und hält einen nur dürftig mit Wandfarbe bemalten Titelschriftzug aus Pappkarton ins Bild. Diese Heimwerker-Ästhetik korrespondiert mit der Atmosphäre des geheimen Männerkellers im Stück, wobei Gilkes trashige Bildsprache den komödiantischen Charakter des Stückes aufgreift.
Auch die Figuren selbst stimmen auf den Humor der Textvorlage ein. Im klassischen Funny-Stil gezeichnet, werden Helmut, Lars und Mario von anthropomorphen Insekten verkörpert. Ein Käfer mit Woody-Allen-Brille, ein Weberknecht, dessen Arme und Beine sich ständig aufs Unmöglichste verheddern, und ein Regenwurm treffen sich in Gilkes Adaption zwischen den Bierdosen und Zigarettenkippen von Magnússons Männern und spiegeln deren Verhalten gleichsam im Mikrokosmos wider. Der Verfremdungseffekt, der sich einstellt, wenn sich die drei Insekten wie selbstverständlich über Tennislegende Björn Borg oder den Kinofilm „Das Boot“ unterhalten, kommt wiederum dem Humor des Comics zugute.  
Die von Thomas Gilke ausgewählte Szene wird dabei von ihm als ein eigenständiges kleines Theaterstück behandelt und mit einem eigenen, Comic-spezifischen Ende versehen. Es wäre ein ungewöhnlicher Anblick, wenn einer der Protagonisten aus „Männerhort“ am Ende einer Theaterinszenierung auf der Bühne von einem überdimensionalen Damenschuh zerquetscht würde; für Comic-sozialisierte Leser dagegen schöpft der zerstörerische Fuß am Ende – womöglich sogar als Kontrapunkt zur erschaffenden Hand am Anfang – schlichtweg aus dem Repertoire bekannter Comic- und Cartoon-Motive, und setzt so einen pointierten Schlussakkord.  
Magnússons Schreiben habe „comicähnliche Rasanz“, formulierte die Frankfurter Rundschau jüngst in einer Rezension, und unterstellte damit seiner Erzählweise eine Affinität zu Gilkes Medium. Dessen low-tech-Bilder, die sich spielerisch mit der schablonenhaften Situationskomik der Textvorlage verbinden, fördern diesen Comic-Aspekt im Werk von Magnússon zutage.